Presseartikel zu „10 Jahre Theater-Ensemble Rothenbergen“
Bretter, die die Welt bedeuten!…
Gründau-Rothenbergen.
Während sich Großstadttheater über ein schwindendes Publikum beklagen, sprießen in der Provinz immer wieder Laienensembles aus dem Boden, die Erfolge einheimsen, von denen Profigruppen nur träumen können. An diesem Wochenende feiert ein Theaterverein Geburtstag, der sich über Zuschauermangel und fehlende Resonanz wahrlich nicht beklagen kann.
Im Dezember 1985 führte die Rothenberger Schulleiterin Elke Dreßbach Regie während einer Theateraufführung beim Fußballverein Germania. Zu später Stunde saßen einige Mitglieder des Vereins zusammen und äußerten ihren Wunsch, auch künftig dem Spiel auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“ treu bleiben zu wollen. Aus dieser Bierlaune heraus wurde das Theater-Ensemble Rothenbergen gegründet, das heute aus dem kulturellen Leben der Gemeinde Gründau nicht mehr wegzudenken ist.
An diesem Wochenende feiern die rund 45 Mitglieder, von denen die meisten aktiv in das Geschehen auf und rund um die Bühne eingebunden sind, den zehnten Geburtstag ihres Vereins. Bereits gestern abend war die zweite Premiere des Stücks „Hier sind Sie richtig“ von Marc Camoletti, mit dem sich die Gruppe um Elke Dreßbach vor zehn Jahren in die Herzen der heute großen Fanmgemeide spielte.
Wie vor zehn Jahren spielen Anke und Reiner Joh, Marion Bergmann, Uschi Bauer, die damals noch Petzold hieß, Vera Forschner, Thomas Ost, Harald Finnern und Walter Sell die Hauptrollen. Obwohl Reiner Joh mittlerweile ein paar Haare weniger auf dem Kopf hat, andere ein paar graue Haare mehr oder etwas in die Breite gingen, Langeweile wird auch diesmal nicht aufkommen.
Die Situationskomik der französischen Boulevardkomödie wird wieder für Lachsalven im mittlerweile auch umgebauten Dorfgemeinschaftshaus Rothenbergen sorgen. Das anfängliche Lampenfieber wird schnell verflogen sein, können die Aktiven, die im Laufe der Jahre in wechsenlden Besetzungen auf der Bühne standen, doch auf eine reiche Erfahrung zurückblicken.
Mit 21 Theaterstücken stand das Ensemble bisher auf der Bühen, 90mal öffnete sich der Vorhang und dies nicht nur in Rothenbergen, sondern auch in Lieblos und bei den in Gründau beliebten Senioren-Theaternachmittagen.
Doch nicht nur die Laiendarsteller trugen zum Erfolg der Theatergruppe bei, die aufgrund der Nachfrage weit öfter auf der Bühne stehen könnte. Von Anfang an kümmerte sich Gerhard Günther um die anspruchsvollen Kulissen, die ein ganzes Lagerhaus füllen könnten. Ihm steht noch Stefan Bestajovsky zur Seite. Für die schicken Frisuren und das aparte Make-Up sorgt Sylvia Matulat. Viele Mitglieder des Vereins kümmern sich um die Bewirtung der Besucher, reißen die Karten ab oder achten auf die Garderobe der Gäste.
Alle ziehen im Rothenberger Theaterensemble an einem Strang. Dies geht soweit, dass einige Mitglieder schon für die Zeit der Aufführungen auf die Couchgarnitur im eigenen Haus verzichten und diese als Requisite zur Verfügung stellten.
Auf den Nachwuchs wird beim Theaterensemble auch geachtet. Unter der Leitung von Reiner Joh wurde 1992 eine Jugendgruppe gegründet, die mit beachtlichem Erfolg in die Fußstapfen der großen Vorbilder tritt. Mit vier Stücken begeisterten die Kleinen bereits ihr Publikum, ein fünftes Werk ist derzeit in der Vorbereitung. Sabine Sykala und Ursula Bauer führen diesmal Regie.
Der beliebte Theaterverein tritt allerdings nicht nur mit seinen Aufführungen in die Gründauer Öffentlichkeit. Aus der Vereinskasse flossen Spenden an die Liebloser Rudolf-Walther-Stiftung, in den Fond zur Restaurierung der Bergkirche oder für die Arbeit des Kindergartens. Auch die Kinderkrebshilfe konnte sich schon über einen beachtlichen Betrag freuen. Theaterspielen, Proben und Texte büffeln sind nicht das ganze Leben in dem Verein, der zu den Kulturträgern der Gemeinde Gründau zählt. Neben all der anstrengenden Arbeit vor den Auftritten kommt die Geselligkeit nicht zu kurz. Die Bierlaune, die zur Gründung des Vereins in der Gaststätte „Alte Wache“ führte, gehört zum Vereinsleben wie das Salz in der Suppe.
Dieter Klumb
Gelnhäuser Neue Zeitung, 28. September 1996