„Hier sind sie richtig“ von Marc Camoletti
… war das erste Stück, welches das Theater-Ensemble Rothenbergen aufgeführt hat. Die Besetzung der acht handelnden Personen war schnell gewählt. Es sollten mitspielen: Marion Bergmann, Elvira Forschner, Anke Joh und Uschi Petzold und Harald Finnern, Reiner Joh, Michael Matulat und Thomas Ost.
Die regelmäßigen Proben in der Aula der Mittelpunktschule [heute Anton-Calaminus-Schule (Anm.Red)] machten viel Freude, allerdings stellte sich bald heraus, dass Michael nicht so viel Zeit hatte, um immer teil zu nehmen. Daher war bald klar, dass wir umbesetzen mussten. Walter Sell sprang für ihn ein und übernahm die Rolle.
In der spritzigen Verwechslungskomödie von Marc Camoletti geben vier Frauen einer Wohngemeinschaft Annoncen auf. Jede sucht jemand anderen: die Malerin ein Modell für ein Bild von Spartakus, die Klavierlehrerin einen Schüler, das Dienstmädchen einen jungen Mann, mit dem sie ins Kino gehen kann und die Wohnungsbesitzerin einen Mieter. Da aber keine der Damen von der Anzeige der anderen weiß, kommt es zu den tollsten Verwechslungen.
Die Handlung des Stückes schreibt vor, dass sich die Herren bis auf die Unterhosen entkleiden müssen. Da gab es bei den Proben ein großes Problem. Alle genierten sich – logisch. Aber wie sollte das erst werden, wenn das Publikum zuschauen würde. Nun, alle haben diese Hemmschwelle überwunden. Heute werden solche Dinge überhaupt nicht erwähnt.
Das Lampenfieber hatte uns alle fest im Griff. Die Spannung, wie wird unsere Aufführung ankommen, war riesig groß. Wird den Zuschauern unser Spiel gefallen? Kommen überhaupt ein paar Leute? Dies waren Fragen, die uns ständig beschäftigten.
Dann gab es ja noch das Problem der Kulisse. Durch Hans Baumann standen die Kulissenwände der früheren Theatergruppen aus Rothenbergen zur Verfügung. Möbelstücke wurden von den Mitspielern gestellt und außerdem spielte die alte Couch von der Empore des Saales mit (Für die etwas erfahrenen Rothenberger sicher ein Möbelstück, das viele Erinnerungen weckt.) Das Bühnenbild sah ein wenig improvisiert aus, aber für den Anfang war es in Ordnung.
Die Leitung hatte schon damals Elke Dreßbach und sie hilft seit deiser Zeit auch bei gelegentlichen Textproblemen vom Soufflierkasten aus weiter.
Am 4. Oktober 1986 ging zum ersten Mal der Vorhang für das Theater-Ensemble Rothenbergen auf. Der Vorverkauf zeigte schon das große Interesse der Rothenberger. Der Saal war ausverkauft und das sogar für zwei Vorstellungen. Wir konnten es nicht fassen. Wir wurden gebeten doch noch einmal zu spielen, vielleicht in Lieblos. Und das ging tatsächlich, am 15. Oktober 1986 wurde eine weitere Aufführung in Lieblos angesetzt.
Doch dann kam die Hiobsbotschaft: Walter Sell hatte sich den Arm gebrochen – was nun? Die Vorstellung absagen? Nein, das kam für Walter nicht in Frage. So viele Menschen hatten schon Karten gekauft und freuten sich auf die Vorstellung. Also spielte er mit dem Gipsarm. Nur die Rolle rükwärts auf der Couch konnte er nicht mehr machen, aber sonst ist sicher kaum jemand das Husarenstück aufgefallen.
Elke Dreßbach
(Aus dem Extraheft zum 20jährigen Bestehen)